NGC 4656 + NGC 4631 - Die Wal und Brecheisengalaxie
Galaktische Begegnung: Die Wal- und Brecheisengalaxie im kosmischen Tanz
Im Sternbild der Jagdhunde (Canes Venatici), rund 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, liegt ein faszinierendes Duo am Nachthimmel: die Walgalaxie (NGC 4631) und die Brecheisengalaxie (NGC 4656). Schon ihre Spitznamen klingen, als wären sie einem galaktischen Märchenbuch entsprungen, und tatsächlich erzählen diese beiden Galaxien eine Geschichte voller kosmischer Dramatik.
Die Walgalaxie, offiziell NGC 4631 genannt, ist eine prächtige Spiralgalaxie, die wir nahezu von der Seite betrachten. Dadurch erscheint sie langgestreckt und flach, mit einer Form, die entfernt an einen Wal erinnert – daher auch ihr Name. Ihre helle Scheibe wird von dunklen Staubbändern durchzogen, und rund um sie wölbt sich ein ausgedehnter Halo aus heißem Gas, sichtbar nur im Röntgenlicht. Dieser glühende Heiligenschein ist das Ergebnis intensiver Sternentstehung im Inneren der Galaxie. In diesem sogenannten Starburst-Geschehen entstehen neue Sterne in rasantem Tempo, wobei große Mengen an Energie freigesetzt werden, die das Gas nach außen treiben und so diesen beeindruckenden Halo formen.
Nur ein Stück weiter entfernt schlängelt sich die Brecheisengalaxie durch das All. Ihre seltsam verbogene, langgestreckte Gestalt erinnert an ein gebogenes Eisenwerkzeug, was ihr den treffenden Spitznamen eingebracht hat. Diese ungewöhnliche Form ist das Resultat gravitativer Wechselwirkungen, vermutlich mit der massereicheren Walgalaxie. An einem Ende der Brecheisengalaxie befindet sich ein heller Knoten, der früher als eigenständige Galaxie (NGC 4657) galt, heute jedoch als besonders aktives Sternentstehungsgebiet innerhalb der Galaxie identifiziert wurde.
Beide Galaxien sind Teil einer kleinen Galaxiengruppe und stehen durch ihre Nähe zueinander in ständigem gravitativen Austausch. Diese Wechselwirkungen führen nicht nur zu den sichtbaren Verformungen, sondern auch zu verstärkter Sternentstehung und machen die beiden zu einem Paradebeispiel dafür, wie dynamisch und lebendig das Universum selbst in riesigen Maßstäben ist. Am gegenüberliegenden Ende der Brecheisengalaxie erstreckt sich ein schwacher, fadenartiger Gegenschweif, der nur in besonders tiefen Aufnahmen sichtbar wird. Dieser Schweif besteht aus Sternen und Gas, die vermutlich durch gravitative Wechselwirkungen aus der Galaxie herausgezogen wurden. Seine Struktur gibt Hinweise auf die dynamische Vergangenheit der Galaxie und die komplexen Wechselwirkungen mit ihrer Nachbarin NGC 4631.
Die folgende Aufnahme zeigt die reine Farbversion, ohne die roten H-alpha-Regionen in den Galaxien, die nur durch zusätzliche Aufnahmen mit einem H-alpha-Filter und einer monochromen Kamera sichtbar gemacht werden können.
Aufnahmedaten:
Aufnahmedatum: 4 Nächte im Bereich vom 25.03.2022 - 28.04.2022
Belichtung:
271 x 300 Sekunden (22h 35min) bei Gain 100 und -10°C für RGB
28 x 600 Sekunden (4h 40min) bei Gain 100 und -10°C für H-alpha
Montierung: Skywatcher AZ-EQ6
Teleskop: TS CF-APO 155 mm f/8
Brennweite: 1280 mm
Kamera: ZWO ASI 2600 MC Pro + ZWO ASI 2600 MM Pro mit Astronomik 6nm H-alpha Filter
Bildbearbeitung: PixInsight (Mit RC-Tools) + Photoshop