NGC 4236 – Balkenspiralgalaxie in der M81-Gruppe

Die Balkenspiral-Galaxie NGC 4236 ist eine eindrucksvolle Galaxie im Sternbild Drache (Draco). Sie gehört zur sogenannten M81-Galaxiengruppe, einer der nächstgelegenen Galaxiengruppen zur Lokalen Gruppe, in der sich auch unsere Milchstraße befindet. NGC 4236 liegt etwa 11 bis 14 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Ihre Form ist die einer Balkenspiralgalaxie, das heißt, sie besitzt einen zentralen Balken aus Sternen, von dem Spiralarme ausgehen.

Die Galaxie ist relativ groß, mit einem Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren, was sie in ihrer Ausdehnung mit der Milchstraße vergleichbar macht. Sie erscheint jedoch sehr lichtschwach, da ihre Helligkeit stark über ihre Fläche verteilt ist – Astronomen sprechen in solchen Fällen von einer „Low Surface Brightness“-Galaxie. Das macht sie schwieriger zu beobachten als viele andere Spiralgalaxien.

NGC 4236 ist fast kantengerichtet (edge-on) von der Erde aus sichtbar, wodurch ihre Struktur nicht so leicht zu erkennen ist wie bei einer frontalen Ansicht. Dennoch zeigen tiefergehende Beobachtungen die typischen Spiralmuster sowie aktive Sternentstehungsregionen. Besonders in den äußeren Bereichen wurden H-alpha Regionen nachgewiesen, das sind Wolken aus ionisiertem Wasserstoffgas, in denen neue Sterne entstehen.

Eine Besonderheit ist, dass NGC 4236 kaum ein zentrales Bulge besitzt – den wulstigen Kernbereich, der für viele Spiralgalaxien typisch ist. Stattdessen dominiert der Balken das Zentrum der Galaxie. Auch der Anteil an interstellarer Materie und Gas ist in dieser Galaxie relativ hoch, was auf eine anhaltende Sternentstehung hinweist.

NGC 4236 wurde bereits im Jahr 1795 von Wilhelm Herschel entdeckt. Ihre vergleichsweise geringe Oberflächenhelligkeit war lange Zeit ein Grund, warum sie bei Amateurastronomen eher unbeachtet blieb.

Hier siehst du die H-alpha-Aufnahme von NGC 4236 in Schwarz-Weiß, aufgenommen mit einer monochromen Kamera und einem speziellen H-alpha-Filter.

Die hellen Bereiche zeigen Regionen ionisierten Wasserstoffs – sogenannte H-alpha Regionen – in denen junge, heiße Sterne entstehen. Besonders entlang des zentralen Balkens und in den äußeren Spiralarmen treten diese aktiven Sternentstehungsgebiete deutlich hervor. Obwohl diese Aufnahme monochrom ist, wird sie in der fertigen Farbkomposition genutzt, um die H-alpha-Emissionen gezielt in roter Farbe hervorzuheben. So entsteht ein detailreicher Einblick in die Sternentstehung innerhalb der ansonsten lichtschwachen Galaxie.

Aufnahmedaten
Aufnahmedatum: 14 Nächte im Bereich vom 04.03.2025 - 01.05.2025
Belichtung:
429 x 300 Sekunden (35h 45min) bei Gain 100 und -10°C für RGB
327 x 600 Sekunden (54h 30min) bei Gain 100 und -10°C für H-alpha
Montierung: Skywatcher EQ8-R
Teleskop: LZOS 152/1200 CNC LW II + TS CF-APO 155 mm f/8
Brennweite: 1240 mm + 1280 mm
Kamera: ZWO ASI 6200 MC Pro + ZWO ASI 6200 MM Pro mit Astronomik 6nm H-alpha Filter, beide im APS-C Modus.